Manuelles Fokussieren ist seit der Einführung der erfolgreichen Sony E-Mount Modelle um die Sony Alpha 7 sowie Alpha 6000 immer beliebter geworden. Mittels Adapter kann man so noch hochwertige Altglasscherben an den Kameras weiterhin nutzen und mit der Kantenanhebung (Fokus-Peaking) ist das manuelle Fokussieren bei Sony ein Kinderspiel.
Warum manuelles Fokussieren?
Neben dem alten Sony A-Mount, den Sony seit dem Kauf der Fotosparte von Minolta nutzt, entwickelte parallel dazu Sony auch einen eigenen Anschluss: den sogenannten E-Mount. Unter diesem Anschluss wurden in der Vergangenheit die Sony NEX-Modelle wie die A5000 geführt. Im Oktober 2013 brachte Sony für den E-Mount die erste Vollformatkamera mit der Sony A7 sowie Sony A7R raus. Wenige Monate später kam ebenfalls für den E-Mount-Anschluss mit der Sony A6000 (APS-C Sensor) eine der bis heute beliebtesten spiegellosen Systemkameras auf den Markt. Vorteil des E-Mount-Anschlusses: durch das geringe Auflagenmaß (Abstand der Sensorebene bis zum Auflagering des Objektivs) können mittels Adapter jede Menge Fremdobjektive verwendet werden.
Was sind die Vorteile?
- Man kann die Schärfe sehr bewußt legen und überläßt nichts dem Autofokus. So hat man die volle Kontrolle über seine Bilder. Hierbei muss man berücksichtigen, in welchen Motive man fotografieren möchte. In Situationen mit vielen und schnellen Bewegungen, ist der Schärfepunkt meist unplanbar und variiert häufig – in solchen Situationen ist ein guter Autofokus besser geeignet, um diese Momente einzufangen.
- Manuelles Fokussieren kann schneller sein, wenn du weißt, was du scharf haben willst. Ehe man mit dem Autofokus auf den gewünschten Punkt fokussiert hat, ist man mittels Fokus Peaking schon fertig.
- Alte manuelle Objektive kosten viel weniger als aktuelle Objektive.Viele schaffen sich manuelle Objektive an, weil viele Altobjektive trotz hoher Qualität sehr preiswert sind. Ein Canon FD 50mm F1.4 kostet mit Adapter unter 100€, ein Sony 55mm 1.8 (ca. 900€) oder gar Sony 50mm 1.4 (1.500€) kosten ein vielfaches davon.
- Mir bringt das Fotografieren so sehr viel Spaß, ich „knipse“ nicht einfach drauflos und man nimmt sich die Zeit für die Bildkomposition.
Ein wichtiger Hinweis an dieser Stelle – der Beitrag hier richtet sich hauptsächlich an Besitzer von Sony E-Mount Kameras. Alle Sony A-Mount Kameras wie bspw. der Sony A99, A77 oder A68 verfügen ebenfalls über die Fokus Peaking Funktionen. Da diese Kameras aber über ein größeres Auflagenmaß verfügen, können hier jedoch keine Objektive von Herstellern adaptiert werden. Somit kann man nur mit Objektiven für den Sony A-Mount-Anschluss manuell fokussieren.
Was braucht man zum manuelles Fokussieren?
Bis in die späten 80er Jahre wurden Objektive für die Spiegelreflexkamera vollständig analog hergestellt, wodurch keinerlei Elektronik an die Kamera weitergegeben wurde. Da die Blende bei analogen Kameras immer mit dem Blendenring am Objektiv eingestellt wurde, braucht es für die heutigen Systemkameras nur einen Adapter der die Distanz der Anschlüsse (=Bajonett) zwischen Kamera und Objektiv herstellt. Es liegen bestimmt noch viele dieser Objektive bei den Eltern oder Grosseltern auf dem Dachboden herum, da diese Anschlüsse schon lange nicht mehr hergestellt werden. Für den Einstieg ins manuelle Fokussieren empfehle ich euch nach alten Canon FD Vollformatobjektiven umzuschauen. Diese sind sehr günstig und haben eine sehr gute Bild- und Abbildungsqualität. Neben alten analogen Objektiven könnt ihr ebenfalls aktuelle Objektive von Canon, Nikon, Sigma etc. ebenfalls mittels Adapter an eurer Sony verwenden – sofern ihr bereit seit diese manuell zu bedienen. Beim Kauf eines Adapters muss man auf die Anschlüsse achten: ein Canon EF-Objektiv wird beispielsweise nicht mit einem Canon FD-Adapter funktionieren. Es gibt kein Universaladapter, der für alle Objektivanschlüsse funktioniert.
Wie funktioniert die manuelle Fokussierung mit der Sony A6000 / A7 Reihe?
Manuellen Fokus aktivieren
Im Tab 2 kann man unter der 3. Seiten den Fokusmodus „Manuellfokus“ auswählen.
Schneller geht es wenn man über die Funktionstaste „Fn“ zum Menü „Fokusmodus“ navigiert und dann MF für Manuellfokus auswählt.
Auslösen ohne Objektiv aktivieren
Bevor man manuell fokussieren kann muss man im Kamera-Menü unter dem Tab 2 – Seite 4 die Funktion „Ausl. ohne Objektiv“ aktivieren. Ist diese Funktion deaktiviert, löst die Kamera nicht aus, wenn ihr Adapter bzw. rein manuelle Objektive für die Sony E-Mount Reihe verwendet, die über keine elektronische Kommunikation mit der Kamera verfügen.
Focus Peaking (Kantenanhebung)
Um den Fokus Peaking zu aktivieren, geht man hierzu im Kameramenü den 2. Tab. Dort findet man auf der 2. Seite die Funktion „Kantenanheb.stufe“ und könnt zwischen niedrig, mittel und hoch auswählen. Hier empfehle ich die Stufe auf Hoch zu setzen. Ein Punkt darunter befindet sich die Funktion „Kantenanheb.farbe„, wo man zwischen den Farben rot, gelb und weiß wählen kann. Ich nutze meistens die rote oder gelbe Farbe – je nach Lichtsituation und Farbe des Objektes.
Focus Magnifier (Fokuslupe)
Wenn man die Fokuslupe verwenden möchten, muss man den Manuellfokus verwenden, da die Lupe nur in diesem Fokusmodus funktioniert. Hierzu aktiviert man im Kameramenü unter dem Tab 2 auf Seite 1 „MF-Unterstützung„. Mit diesen Einstellungen wird in der Kamera immer die Fokuslupe aktiviert, wenn man am manuellen Objektiv zoomt. Um dieses „Problem“ zum umgehen, könnt ihr entweder eine Zeit einstellen wie lange die Lupe angezeigt wird. Diese kann man im Menüpunkt „Fokusvergröß.zeit“ einstellen. Zur Auswahl stehen hierbei 2 Sek, 5 Sek oder unbegrenzt. Ich nutze hierbei die unbegrenzte Anzeigedauer, so kann ich in aller Ruhe fokussieren. Alternativ könnt ihr euch die Fokuslupe auf eine der frei belegbaren Customknöpfe der Kamera programmieren.
Beim Fokussieren wird nun das Bild vergrößert. Es erscheint ein Navigationsfenster unten links und zeigt ein orangefarbenes Rechteck, das die aktuelle Position des vergößerten Abschnitts darstellt. Die Lupe vergrößert den Bildausschnitt um das 5,9 fache, durch Drücken der mittleren Taste vergrößert sich auf das 11,7 fache. Abstufungen zwischen diesen beiden Größen sind leider nicht möglich.
Scharf? Dank Fokus Peaking kein Problem!
Mit den heutigen Systemkameras wie der Sony A6000 bzw. A7 Reihe (und den Modellen von Fuji sowie Olympus mit ähnlichen Funktionen) kann man heute noch gute alte Objektive weiterhin nutzen. Es wäre zu schade die Altglasscherben einfach nur im Schrank stehen zu lassen. Und wer mit manuellem Fokussieren aufgewachsen ist, der macht das zumindest bei ruhigen Motiven oft auch heute noch gern. Man kann die Schärfe sehr bewußt legen und überläßt nichts dem Autofokus. Bei allen Motiven, die sich nicht schnell bewegen, lassen sich bei manueller Fokussierung bessere Resultate erzielen. Diese manuelle Fokustechnik ist für Landschaft-, Architektur-, Portrait- und stillen Stereoaufnahmen absolut geeignet, weil man sich Zeit lassen kann. Mit etwas Geduld und Übung hat man den Dreh schnell raus und es gelingen ausgezeichnete Fotos. Also viel Spaß beim künftigen manuellen Fokussieren! Ich habe euch auch paar Nachtfotografie Tipps zusammengestellt aus meinen Erfahrungen, mit denen ich mir die Abendstunden und Nächte um die Ohren schlage.
[…] Autofokus oder manueller Fokus: Die meisten Kameras haben eine automatische Messfeldsteuerung, wodurch der Autofokus automatisch die verschiedenen Messfelder verwendet, um den optimalen Fokuspunkt zu finden. Je nach Kamera und Objektiv arbeitet der Autofokus gut bzw. schlecht. In der Nacht kommt es häufiger vor, dass der Autofokus keinen Fokuspunkt findet, weil der Kontrastumfang aufgrund der Dunkelheit zu gering ist. Befinden sich jedoch genug Strukturen im Bildausschnitt, ist es dem Autofokus meistens möglich etwas scharf zustellen. Wenn das Motiv es zulässt und der Autofokus gut arbeitet, nutze ich diesen (siehe Beitrag zum manuellen Fokussieren mit Fokus-Peaking). […]
„ können hier jedoch keine Objektive von Herstellern adaptiert werden.“
Das stimmt nicht. Wie bei der Minolta AF – die ja das gleiche Bajonett hat – können M 42 Objektive ohne Probleme adaptiert werden.
Und für viele Fremdobjektive gibt es Adapter mit einer Korrekturlinse, die allerdings die Brennweite verändert und die Qualität verschlechtert.
Hallo Frank,
danke für deinen Kommentar und die Ergänzung. Natürlich kann man die Minolta AF-Objektive am Sony A-Mount-Anschluss nutzen, da Sony diesen ja übernommen hat. Der Sony E-Mount-Anschluss wurde dann komplett neu designed. Bei der Namensgebung sind viele Kunden bis heute etwas irritiert – alles Sony Alpha Kameras, aber mit zwei verschiedenen Anschlüssen 🙂
Liebe Grüße.
Guten Tag, darum ging es nicht.
Man kann auch alle M 42 auf Sony/Minolta AF Kameras adaptieren
https://www.ebay.de/itm/m42-Objektiv-Adapter-auf-Sony-Minolta-A-Mount-AF-Bajonett-DSLR-Kamera/224043995547?hash=item342a10119b:g:52IAAOSwAvJXAVU1
MfG
Frank Becher
[…] für mich erkannt, dass ich bei Autofokus bleiben muss. Zwar hat eine Sony Alpha 6000 die Funktion Fokus Peaking doch selbst mit diesem Hilfsmittel klappt ein Scharfstellen nicht immer… Natürlich kann dies […]
Man kann aber doch auch mit den aktuellen Objektiven manuell scharf stellen, oder nur mit den alten analogen…?
Man kann mit analogen, manuellen und aktuellen (=Objektive mit Autofokus) manuell fokussieren. Bei den neueren Kameras bzw. Objketiven gibt es hier einen Schalter am Objektiv oder man deaktiviert in den Einstellungen der Kamera den Autofokus.
vielen lieben dank lieber mohammed.
endlich kann ich meine alpha 5000 auch für nachtaufnahmen benutzen.
Gerne doch! Viel Spaß bei Fotografieren. Welche Objektive nutzt du an deiner Kamera?